01.03.2018

Interview mit Andreas Westerburg

Head of Hotel Development Best Western Hotels Central Europe

Neue Apps und Softwares erlauben jedem problemlos mit nur wenigen Klicks zu buchen, auch die Auswahl an Hotels überall auf der Welt ist scheinbar grenzenlos – dann gibt es noch Airbnb.
Andreas Westerburg, Head of Development der Best Western Hotels Central Europe hat uns hinter die Kulissen von Best Western blicken lassen: Es ging um spannende Entwicklungsstrategien, nachhaltige Expansion und die „Airbnb-Frage“, mit Ausblick.

Head Of Development

1. Was bedeutet der Titel Head of Hotel Development & Hotel Services für Sie und welche Strategie verfolgen Sie bei der Weiterentwicklung von Best Western Hotels & Resorts?

Als Head of Development & Hotel Services bin ich mit meinem Team verantwortlich für die Expansion unserer Gruppe mit insgesamt zehn Hotelbrands in den zehn Ländern Deutschland, Kroatien, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich, Slowakei, Slowenien, Schweiz, Tschechien und Ungarn. Strategisch verfolgen wir den Ausbau all unserer Markenangebote – sowohl in Deutschland, in Europa als auch weltweit. Dabei stehen der wirtschaftliche Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Partnerhotels im Vordergrund. Wir sind Dienstleistungspartner für unsere Hotels. Unsere verschiedenen Markenangebote bieten Hotelbetreibern, Hoteleigentümern, Entwicklern und Investoren die Möglichkeit, das passende Konzept für das eigene Hotelprodukt auszuwählen und so den Anforderungen im eigenen Markt gerecht zu werden. Der Bereich Hotel Services bedeutet für uns, dass wir die Anforderungen und Bedürfnisse unserer Gäste und somit auch unserer Hotels frühzeitig erkennen, Unterstützung bieten, beraten und maßgeschneiderte Lösungen für alle relevanten Bereiche anbieten. 

2. Die GCH hat insgesamt zehn Best Western Hotels im Portfolio. In Ihrer Position – was macht die GCH zu einem guten Partner? Was erwartet Best Western in Bezug auf überzeugendes Hotel Management?

Wir schätzen die seit mehreren Jahren existierende gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der GHC Group und wollen gerne weiter gemeinsam wachsen. Wir erleben GCH als verlässlichen und professionellen Partner, der unsere Anforderungen im Bereich Qualität und Services schnell und effizient umsetzt. Es ergeben sich sehr gute Synergieeffekte zwischen den Hotels lokal und unseren nationalen sowie weltweiten Vertriebs- und Marketingmaßnahmen. Letztlich wollen wir mit unseren zentralen Services und Tools unsere Partnerhotels entlasten, damit sich die operative Führung im Hotel vor Ort primär auf den Gast und Service im Hotel konzentrieren kann. 

Qualitätsmanagement

3. Auch das Qualitätsmanagement fällt in Ihre Verantwortung. Schließen sich schnelle Expansion und Qualitätsmanagement aus?

Eine nachhaltige Expansion mit passenden Hotels hat immer Vorrang. Schnelligkeit des Wachstums steht bei uns nicht im Fokus. Die jeweilige Qualität des Hotels muss stimmen und potenzielle Hotels müssen in unser Portfolio passen. Mit unserem erweiterten Markenangebot sehen wir wesentlich größere und schnellere Wachstumschancen, da wir für Hotels unterschiedlicher Kategorien und Hoteltypen Lösungen mit einem entsprechenden Markenanschluss bieten können. 

4. Welche Philosophie verfolgen Sie mit Ihren Mitarbeitern im Qualitätsmanagement?

Bei unserem weltweiten Qualitätsmanagement geht es zum einen darum, die richtigen Standards sowie Designvorstellungen zu definieren, diese konsequent umzusetzen und auch Sorge dafür zu tragen, dass die Qualitäten überprüft und eingehalten werden. Bei unserem Qualitätsmanagement steht der Gast mit seinen Bedürfnissen im Fokus. Es ist deshalb unsere Aufgabe Markttrends und sich verändernde Anforderungen frühzeitig zu erkennen. Dabei geht es darum unseren Hotels so viel Individualität wie möglich zu lassen und gleichzeitig ein weltweit vergleichbares Qualitätsniveau zu gewährleisten. So gehören zu unseren weltweiten Qualitätsstandards heute bspw. kostenfreies High-Speed-Internet, TV-Flatscreens, Mehrsprachigkeit, aber auch ein weltweites Loyalty-Programm – Dinge, die Gäste heute von einer Hotelmarke erwarten. 

Parahotellerie: Airbnb

5. Airbnb hat kürzlich bekanntgegeben auf Ihrer Plattform zukünftig auch Hotels listen zu wollen: Wie stehen Sie zu dieser Entwicklung? Und wie tragen Sie dazu bei, dass sich Best Western gegen Airbnb behauptet?

Airbnb ist stark geworden und scheint auf den ersten Blick mit einer nicht übermäßig hohen Kommission attraktiv für viele Hotels zu sein. Hier muss man jedoch warnen. Ich erinnere daran, dass die etablierten OTAs mit Kommissionen von fünf Prozent angefangen haben. Inzwischen zahlen unabhängige Hotels im Durchschnitt mehr als 20 Prozent Kommission. Unsere Strategie ist es, unseren Eigenvertrieb weiter zu stärken und uns auf unsere Stärken zu konzentrieren. Als Hotellerie bieten wir viele Dinge, die Privatunterkünfte so nicht bieten – beispielsweise in punkto Sicherheits- und Hygienestandards, als auch Services für Gäste. Es gilt einerseits Airbnb als Wettbewerber zu beobachten, andererseits jedoch auch von Airbnb an den richtigen Stellen zu lernen. So sind Trends wie der Wunsch nach „Socializing“ und „Community“ ja nicht auf Airbnb beschränkt, sondern können auch in neuen Hotelkonzepten aufgegriffen werden. Was mich bei Airbnb ärgert ist, dass fast 50 Prozent der Teilnehmer, die ihre Unterkünfte anbieten, heute schon professionelle Akteure sind, die aber nicht denselben Restriktionen und Auflagen unterliegen, die wir als Hoteliers haben. Ich denke in diesem Zusammenhang zum Beispiel an Themen wie Brandschutz, Steuern und an viele mehr. Das heißt: Sie stehen im Wettbewerb mit den Hotels, dürfen aber nach anderen, wesentlich geringeren Regeln spielen. Das ist nicht in Ordnung, es bedarf hier ganz klar mehr Fairness im Wettbewerb. 

6. Wie wird die digitale Strategie/das Online-Marketing angepasst, um der Abwanderung der Zielgruppen Young Traveler und Business-Reisender zu entgehen?

Wir überprüfen permanent unsere Vertriebsstrategien und passen die Steuerung unserer Vertriebskanäle konsequent an sich verändernde Zielgruppen und Buchungswege an. So gilt es neue Vertriebswege zu prüfen und zu nutzen. In diesem Bereich haben wir in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart immer eine Vorreiterrolle übernommen und auch nicht gescheut, mit als erste Hotelmarke neue Weg zu beschreiten. Wir sind heute in allen relevanten Online- und Social Media Kanälen und mit unserer E-Commerce Strategie stark aufgestellt und holen neue Zielgruppen, wie u. a. Young Travelers an den richtigen Stellen ab. Aber auch auf der Produktseite gilt es unsere Angebote weiterzuentwickeln: Hotelangebote wie beispielsweise unsere Marke „Vib“ hat Millennials klar im Fokus und bindet jüngere, technologieaffine Zielgruppen an unsere Marke. Es gilt Bedürfnisse jener Reisenden (Technologie, Socializing, Nachhaltigkeit) zu erkennen und unsere Hotels zu beraten, welche Angebote künftig buchungsentscheidend werden können. 

7. Haben Sie hier einen Ausblick in die Zukunft, den Sie mit uns teilen wollen?

Bezogen auf den weltweiten Hotelmarkt gehe ich davon aus, dass es künftig zu weiteren Konsolidierungen im Markt kommen wird, sprich, die Großen werden immer größer. Dies stellt insbesondere individuelle Hotels und mittelständische Hotelgruppen vor große Herausforderungen. Ich bin aber überzeugt, dass die Nachfrage nach individuellen Hotels mit personalisiertem Service ungebrochen sein wird. Und dafür stehen schließlich unsere Marken: Keine Vereinheitlichung, keine Standardisierung, sondern Vielfalt mit verlässlichen Qualitäten. Deshalb sehe ich auch die Zukunftsaussichten für unsere Gesellschaft und Marken positiv und bestens für die Zukunft gerüstet. 

Zum Abschluss

8. Was sind für Sie die Top Trend-Destinationen in Europa für 2019?

Angesichts anhaltender weltweiter Krisenherde, aber auch Unsicherheiten bei Flugreisen, beobachten wir, dass erdgebundene Reisen sowie Reisen innerhalb Europas weiter auf dem Vormarsch sind. Deutschland als Reiseland – sowohl im Städtetourismus als auch in Urlaubsregionen - gehört ganz nach oben in der Top-Liste. Aber auch klassische Mittelmeerdestinationen wie Spanien, Griechenland, Italien und Kroatien gehören wieder zu den Spitzenreitern. Wir sehen zudem eine steigende Nachfrage nach derzeit noch unbekannteren Destinationen, die es zu entdecken gilt, besonders in osteuropäische Regionen wie Slowenien, Slowakei, Ungarn oder auch Tschechien. 

9. Welches Reiseziel steht bei Ihnen persönlich auf der Bucketlist? 

Ich bin in meinem Job europa- und weltweit viel unterwegs. Wenn es um Urlaub und Reisen geht, steht auf meiner Wunschliste ganz oben: „Natur pur“ - egal wo! Ehrlich gesagt: Am liebsten bin ich im Wald! 

Vielen Dank für dieses spannende Gespräch!
Alle Best Western Hotels der GCH Hotel Group finden Sie >hier

Redakteur: Christina Hahn