09.12.2020

Architektur und Design abseits der Norm: Das Department Design & Construction ist neu im Portfolio der GCH Hotel Group

Ein Interview mit Dipl.Ing.Arch. Frank Weber

Design & Construction @ GCH Hotel Group | © GCH Hotel Group

Frank Weber leitet die Abteilung Design & Construction der GCH Hotel Group und kümmert sich mit seinem Team um die individuelle Planung und Umsetzung von Design- und Renovierungskonzepten für die Hotels im Portfolio des Unternehmens. Wir haben uns mit dem Architektur-Experten über aktuelle Trends und Projekte im Hoteldesign sowie die neuen Herausforderungen aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie unterhalten.

Herr Weber, Aussehen und Interior eines Hotels tragen maßgeblich zu dessen Identität bei. Gibt es in Ihren Augen das „perfekte Hoteldesign“?

Das umfassend perfekte Design für Hotels gibt es nicht, da die Hotels und die Aufgaben darin für Planer sehr unterschiedlich sind. Ich wurde oft von Eigentümern und Betreibern nach einem universellen Hoteldesign gefragt, das in vielen Hotels gleich umgesetzt werden kann. Einige Marken haben dies ja auch jahrelang strikt umgesetzt. Realisierbar ist das aber nur für Neubauten und nicht für den Umbau von Bestandshotels, wie wir ihn für die GCH-Hotels in der Regel durchführen. Es gibt immer sehr unterschiedliche Anforderungen an das Hotel-Design, zum Beispiel die Lage (Stadt oder Strand), die Zielgruppe (Business, Family oder Urban Individuals) und nicht zuletzt die geplante Investition, die sich nach dem ROI richtet. Im Design & Construction-Team der GCH Hotel Group sind wir darin erfahren, ein auf das jeweilige Hotel maßgeschneidertes Design zu entwickeln, in das wir die vorgenannten Bedingungen einflechten.        

Sehen Sie bestimmte Trends im Hoteldesign?

Ein Hoteldesign sollte immer kontemporär sein. Gäste erwarten Veränderung in technischer Hinsicht, aber sie erwarten dies auch in der Farbgebung und bei den Materialien. Es gibt demzufolge im Hoteldesign immer auch Trends, die aber deutlich länger bestehen als in der Mode oder im Industriedesign. Ein seit längerem bestehender Trend ist z.B. die Wohnlichkeit eines Hotels: Hotelgäste sind keine abstrakten Touristen in einem immer gleich aussehenden Hotel, sondern sie erleben einen Aufenthalt wie einen Besuch bei Bekannten oder Freunden. Die Räume sind wohnlich und die öffentlichen Bereiche sind zu jeder Tageszeit einladend und bequem, um verschiedenste Tätigkeiten in lockerer Atmosphäre umzusetzen. Die Lobby, das Café, die Bar und auch das Restaurant sind eine Aufenthaltszone, in der ich als Gast arbeiten, surfen, essen, mich besprechen kann oder mit meiner Familie spiele, ohne dass ich dafür verschiedene Räume aufsuchen muss.

Was war bisher Ihr Lieblingsprojekt?

Wir haben in den letzten Jahren sehr viele schöne Projekte umgesetzt. Das waren Hotels mitten in der Stadt oder auch direkt am Strand. Unserem Team haben die Projekte immer dann am meisten Spaß gemacht, wenn wir die Möglichkeit hatten, dem Hotel eine umfassende Gestaltung zu geben und die oben genannten Ideen und Atmosphären umzusetzen. Ein Standhotel modern und maritim zu gestalten sowie den Gästen den Strand und das Meer ganz nahe zu bringen, ist eine schöne Erfahrung. Genauso wie im Zentrum der Stadt mit Hotel und Gastronomie einen neuen Hotspot zu errichten, der eine urbane Lebendigkeit über den ganzen Tag bis in die Nacht hinein erzeugt. Wir setzen auch kleinere Designs für Teilrenovierungen um, aber Umbau und Renovierungen von kompletten Hotels sind die interessantesten Herausforderungen.

Ihr Inhouse-Team erstellt komplette Design-Konzepte oder Teilkonzepte für einzelne Hotelbereiche wie die Lobby, Gastronomie, Konferenz- und SPA-Bereiche. Worauf kommt es bei der Planung besonders an?

Es mag banal klingen, aber am meisten kommt es darauf an, die komplexen Bedürfnisse der einzelnen Beteiligten in ein anspruchsvolles und funktionales Design zu integrieren. Für uns ist es sehr wichtig, von Anfang an mit allen Beteiligten einen intensiven Austausch zu führen. Das beginnt bei dem Investitionsvolumen der Eigentümergesellschaft, der vorhandenen oder anvisierten Hotelmarke, den Betreiberkonzepten für Gastronomie bis hin zum Profil der Gäste. Der Bau von Musterzimmern ist in diesem Prozess besonders wichtig, damit es später keine Überraschungen gibt. Im Zimmerdesign entscheidet sich sehr viel, auch für die anderen Bereiche und es ist im Umbauvolumen der größte Anteil. Das Zimmerdesign gibt dann auch eine Richtung für die Gestaltung der Flure und Lobbys vor. Es ist in der Regel ein kontinuierlicher Prozess, der eine gute Kommunikation zwischen den Beteiligten erfordert und dadurch die bestmöglichen Ergebnisse erzielt.  

Was sind die größten Herausforderungen bei der Umsetzung dieser Ideen?

Es gibt in der Regel zwei Herausforderungen, die in vielen Projekten auftauchen.
Erstens der Umgang mit dem Bestand: Die technische Ausrüstung, Installationen oder die bauliche Struktur des Hotels können starke Mängel aufweisen. Unser Ziel ist nicht nur, einfach alles schön zu machen. Wir wollen nach der Renovierung ein gestalterisch, aber auch technisch einwandfreies Hotel übergeben. Wenn aber während der Bauzeit Mängel auftauchen, die vorher nicht sichtbar waren und somit einen viel größeren Eingriff bedeuten, stellt das eine große Herausforderung dar. Übrigens nicht nur für uns, sondern genauso für den Hotelbetrieb und die Eigentumsgesellschaft. Das führt zur zweiten Herausforderung: die Umbauzeit. Für ein Hotel bedeutet eine Schließung immer eine sehr schwierige wirtschaftliche Situation. Deswegen versuchen wir, wo immer es geht, die Renovierung während des Betriebes durchzuführen. Dies erfordert vom Hotel und der Projektleitung viel Abstimmung und führt manchmal zu Konflikten im Ablauf, was die Renovierungszeit wieder verlängert und weitere wirtschaftliche Auswirkungen haben kann.

Worin liegt der Vorteil von Planung und Durchführung aus einer Hand und Inhouse bei der GCH Hotel Group?

Ein Vorteil sind die kurzen Entscheidungswege. Bei uns bündeln sich die Kommunikationslinien für die Projekte und können somit ohne Umwege direkt in die Planung und Ausführung einfließen. Mit externen Designern haben wir öfter die Erfahrung gemacht, dass wir mehr Zeit einkalkulieren müssen, um die gemeinsame Basis der Projektziele zu entwickeln oder zu vermitteln. Kosten und Zeit sind fundamentale Aspekte des Renovierungserfolges. Wenn wir Projekte inhouse umsetzen, haben wir eine größere Flexibilität und können mit eigenen Planungen und Designs direkt auf die Bauabläufe einwirken. Zusätzlich verfügen wir mit unserem langjährigen Partner ProCure über einen starken Partner im Einkauf.

Können Sie uns das anhand eines aktuellen Projektes etwas näher erläutern?

Zurzeit planen wir die Renovierung des Hotels ibis Styles in Berlin Treptow. Das Design stammt vom GCH Inhouse-Team. Es wurde ein Musterzimmer gebaut und wir sind gerade dabei, alle Anmerkungen in eine Designmodifikation einfließen zu lassen. Das Musterzimmer haben wir mit unserem Renovierungsteam umgesetzt, die angefertigten Möbel stammen direkt aus einem nahe gelegenen Möbelwerk und ProCure hat uns mit dem gesamten Umbaumaterial beliefert. Dadurch haben wir die Möglichkeit, bis auf der Baustelle Einfluss auf das Design zu nehmen und dabei trotzdem schnell voran zu kommen. Dabei sind die Kosten für jede einzelne Position für uns erkennbar und veränderbar. Somit sind wir, was die Kosten und die Umsetzung angehen, ab Projektbeginn sehr schnell und wirtschaftlich.

Die Individualisierung und Einzigartigkeit der Marken und Hotels wird immer wichtiger. Ob klassische, moderne oder neue ausgefallene Lösungen – wie frei sind Sie bei der Auswahl der Designs und Materialien?

Bei der Wahl, welches Design wir mit welchen Materialien realisieren wollen, haben wir an sich keine Beschränkungen. Das Design wird als Konzept präsentiert, zunächst intern und ggf. auch an Markengeber und muss dabei schließlich überzeugen. Es gibt keinen Automatismus, dass unsere Planung direkt umgesetzt wird. Die Prüfkriterien der operativen Funktionalität, gestalterischen Akzeptanz und der Kosten muss jeder Designentwurf überstehen. Das ist der Prozess, der das Design verändert, aber in der Regel auch stärker macht. Wir verwenden sehr gerne auch ausgefallene Elemente oder Materialien. Diese haben dann zumeist eine wichtige gestalterische Aufgabe für ein Zimmer oder im öffentlichen Bereich. Es soll für Gäste auch den Aspekt des Besonderen, nicht Alltäglichen in einem Zimmer geben.

In welchen Bereichen sehen Sie die größten Potenziale für ein gutes Hoteldesign in der Zukunft?

Eigentlich würde ich jetzt die Integration sich verändernder Technik in der Kommunikation und deren Auswirkung auf Hotelzimmer und öffentliche Bereiche in einem Hotel nennen. Tatsächlich glaube ich aber, dass wir uns mit den Erfahrungen aus der SARS-CoV-2-Pandemie noch länger beschäftigen werden. Wir sehen zurzeit in den Hotels viele Provisorien zum Infektionsschutz und erleben, dass Geschäftskonzepte, die auf Gruppenreisen oder Kongresse ausgerichtet sind, enorme Schwierigkeiten haben. Die Vorstellung, dass Gäste in eine lebendige Hotelbar oder ein volles Restaurant gehen, scheint aktuell doch sehr weit entfernt. Ich glaube daher, dass wir gerade im Bereich F&B starke Veränderungen sehen werden. Vermutlich wird es mehr individualisierte Angebote geben, die sich z.B. an kleinere Gruppen richten. Auch die Konferenzbereiche wird das betreffen: Besprechungen oder Schulungen mit großen Gruppen wird es in Zukunft sehr viel weniger geben. Gleichzeitig kann der Bedarf nach wohnlichen Banketträumen, in denen sich eine geschlossene Gruppe am Abend trifft, um dort in sicherer Umgebung zu essen und zu feiern, eher steigen. Der VIP-Bereich als exklusiver Raum für eine Gruppe von Leuten wird wieder aktueller - nicht um sich abzugrenzen, sondern vielmehr aus Sicherheitsgründen.

Werden diese neuen Anforderungen an „Social Distancing“ auch zu Veränderungen im Design-Prozess führen?

Ich glaube, das hängt sehr davon ab, wie lange die veränderten Lebensbedingungen noch unseren Alltag bestimmen. Da das Hotelgeschäft auch sehr international ausgerichtet ist, werden sich, meiner Meinung nach, zeitnah grenzübergreifende Standards der Hygienekonzepte mit entsprechender Zertifizierung entwickeln. Ich erwarte, dass diese Zertifizierung für die Hotels genauso wichtig wird wie deren Sterneklassifizierung und dass die großen Marken diese in den nächsten 6 Monaten umsetzen. Was die Auswirkungen auf die Hotelzimmer und deren Design angeht, so lässt sich das noch nicht ganz absehen. Zu erwarten wäre auch hier eine Entwicklung hin zu mehr Privatsphäre mit höheren Aufenthaltszeiten im Zimmer. Auch Geschäftsreisende werden sich lieber in einer sicheren Umgebung wie dem Hotelzimmer aufhalten wollen, welches dann noch mehr Anforderungen an die Aufenthaltsqualität (Wohnlichkeit, technische Ausstattung etc.) erfüllen muss. SPA und Fitnessbereiche könnten, wenn diese hygienisch sicher sind, eine größere Nachfrage im Hotel erfahren. Im Bereich der Budget-Hotels sehe ich eine Reduzierung der Servicekontakte, mehr technische Lösungen und Self-Services.

Sie sind schon lange im Geschäft und haben an vielen interessanten Designprojekten gearbeitet. Wo steigen Sie auf privaten Reisen selbst gerne ab?

Privat reise ich sehr gerne mit meiner Familie, ohne dass wir vorab alle Übernachtungen kennen. Uns sind die Orte erstmal wichtiger und welche Übernachtung dann vor Ort in Frage kommt, klären wir erst später. Deshalb sind wir seit Beginn der Pandemie auch nicht mehr wirklich verreist. Mal sehen, wann das wieder möglich ist. Ich hoffe bald.

Vielen Dank für Ihre Zeit und viel Erfolg bei den anstehenden Projekten!    

Redaktion: Thomas Lerike